Der Landsitz Brünnen

Die Jahrzahl 1678, über der Kellertüre eingemeisselt, verrät uns die Bauzeit des ältesten Teiles des Landsitzes, des Herrenhauses Brünnenstrasse 4. Um 1760 erfolgte ein durchgreifender Umbau mit Verlängerung des Herrenhauses durch den damaligen Besitzer Rubertus Scipio von Lentulus.

Diese Erweiterung, die dem bekannten Berner Architekten Niklaus Sprüngli zugesagt wird, gab dem Brünnengut den Charakter einer Barock-Campagne. Als Begrenzungen des Barocksgarten wurden die westliche Windschutzmauer und der Gartenpavillon erstellt. Der Peristyl genannte, gedeckte Vorplatz mit den vier Sandsteinsäulen diente zur Verschönerung des Gartens, während  der  Pavillon selbst als Wasch-und Ofenhaus sowie als Kornspeicher benützt wurde.

Nach 1880 wurde das ehemalige Herrschaftsgebäude zum Erziehungsheim. Bis 1968 war das Brünnengut im Besitz des Knabenerziehungsheimes Brünnen. Heute gehört das Herrenhaus der Stadt Bern und wartet auf eine sinnvolle Verwendung.

Die Autobahnplanung sah im Frühjahr 1968 eine Linienführung mitten durchs Brünnengut vor. Als in der Öffentlichkeit bekannt wurde, dass dessen Weiterbestand dadurch gefährdet sei, meldeten sich in der Presse, in Flugblättern und am Rednerpult Befürworter für die Erhaltung der Anlage. Verhandlungen und eine veränderte Wertvorstellung führten schliesslich dazu, dass Kanton und Bund einer Überdeckung der Autobahn im Bereiche des Brünnengutes zustimmten. Gleichzeitig und mit Beteiligung der Stadt Bern konnte mit dem 550 m langen Brünnentunnel die Zerschneidung des Quartiers verhindert und ein guter Lärmschutz erstellt werden.

Vor Beginn der Bauarbeiten wurde der Gartenpavillon Stück für Stück zerlegt und auf ein Zwischenlager hinter dem Herrenhaus gebracht. In einer grossen Baugrube zwischen dem Herrenhaus und dem Bauernhaus wurde die Betonkonstruktion des Brünnentunnels erstellt und anschliessend wieder eingedeckt. Mit der Wiederherstellung des Barockgartens wurde auch der Gartenpavillon am gleichen Standort wieder aufgestellt. Zwischen dem Fussboden des Hauses und der Tunneldecke beträgt der Abstand weniger als einen Meter.

Alle diese Arbeiten wurden vom Autobahnamt des Kantons Bern durchgeführt, das den Pavillon auch zeitweise als Baubüro benutzen konnte. Den restlichen Innenausbau des Pavillons übernahm die Gemeinde Bern, die vom Kanton für den Gartenpavillon ein Baurecht erhält. Die Stadt hat Vermietung und Verwaltung des Gartenpavillons am 01.Juni 1988 dem für diesen Zweck gegründeten Verein Landsitz Brünnen übergeben.